Volkswagen 1303 LS Cabriolet
Zuverlässiges Kult-Cabrio
Versetzen wir uns für einen Moment in das Jahr 1980.
Trauerstimmung bei allen Cabriolet-Fans: Im Januar 1980 endete trotz vehementer Proteste die Fertigung des offenen Volkswagen 1303 und damit des letzten familientauglichen Vollcabriolets mit luftgekühltem Boxermotor im Heck.
Das modernere Golf Cabriolet war bereits vorgestellt worden, aber dieser ungewohnte VW mit Frontantrieb stand für eine optische Disruption durch den als „Henkel“ verspotteten feststehenden Überrollbügel. „Golf Cabrio nein danke“-Aufkleber avancierten damals zu Bestsellern und „Rettet das Käfer-Cabrio“-Aktionen sowie Protestfahrten gen Wolfsburg machten Schlagzeilen. Es nützte nichts. Mit dem Golf begann endgültig eine Zeitenwende im Cabriobau be VW. Allerdings bekümmerte das Aus für den bis 1980 bei Karmann in Osnabrück gebauten VW 1303 mit seinem charakteristischem Verdeckkragen im Nacken nicht nur die Open-Air-Community, auch alle anderen Käfer-Freunde vergossen eine sentimentale Träne. Kam dieses automobile Symbol des Nachkriegs-Wirtschaftswunders doch fortan nur noch als Import aus mexikanischer Produktion nach Deutschland.
Immerhin verabschiedete sich das luftgekühlte VW Cabriolet mit einem Schlussakkord, der einmalig war. Schon anderthalb Jahre bevor das exakt 331.959 Mal ausgelieferte und damals weltweit erfolgreichste Cabriolet eingestellt wurde, erlebte der Veteran aus Vorkriegsjahren einen ungeahnten Hype. Ende 1978 kursierten die ersten Medien-Gerüchte, wonach dem seit 1949 beim unabhängigen Karosseriespezialisten Karmann gefertigten Volkswagen auch in finaler Ausbaustufe als 1303 lediglich eine kurze Restlaufzeit vergönnt war. Eigentlich keine Überraschung, kaufte doch die Käfer Limousine längst nur noch eine kleine Schar aus Golf-Verweigerern. Aber beim Käfer Cabriolet verhielt es sich anders, dessen Produktionszahlen schossen nun prompt himmelwärts. Mit rund 20.000 gebauten Einheiten wurde 1979 sogar fast zum erfolgreichsten Jahr für das Käfer-Cabriolet; nur einmal, 1971, konnte der damals neue, „Super-Käfer“ 1302 noch höhere Stückzahlen einfahren. Es waren vor allem Sammler, die sich 1979 ihr Wunschauto sicherten. Im Juli 1979 rollte das finale 1303 Cabriolet für den deutschen Markt vom Fließband und die restlichen Exemplare bis Januar 1980 waren dem US-Markt vorbehalten. Zugleich hoben die Gebrauchtpreise für den viersitzigen Spaßmacher ab.
Bereits Anfang der 1970er Jahre hatte das Käfer Cabriolet die High Society erreicht. An Hotspots wie Sylt oder Riviera, aber auch in Marbella und vor den meisten Luxus-Hotels wurde der Lifestyle-Oldtimer ebenso goutiert wie offene Rolls-Royce Corniche, Ferrari oder Aston Martin. Dazu hatten auch die gesellschaftlichen Verwerfungen der Jahre nach 1968 beigetragen, denn in Westeuropa wagten es weniger Wohlhabende in protzigen Luxuskarossen vorzufahren. Aber auch Prominente entdeckten den Charme des Käfers. Seien es Filmstars wie Paul Newman, Alain Delon oder Marcello Mastroianni, der Modemacher Yves Saint-Laurent, Popstar Sylvie Vartan oder gefeierte Fußballspieler wie Jürgen Klinsmann.
An eine solche Karriere als Lifestyle-Ikone war bei Vorstellung der ersten Verdeckträger auf Käfer-Basis nicht zu denken. Im Nachkriegsdeutschland wollte sich eher die Kaufmannsgattin oder der Unternehmersohn durch Open-Air-Couture exklusiver Karossiers von gewöhnlichen Autofahrern differenzieren. So kamen die ersten Käfer Cabriolet von Hebmüller in Wülfrath oder Rometsch in Berlin, vor allem aber von Karmann in Osnabrück, wie auch beim hier angebotenen Exemplar. Die Connection zu Karmann war für VW der Beginn einer langen Liebe zu luftgekühlten Luftikussen mit Käfer-Genen, die 1957 über den kultigen Karmann-Ghia im italienischen Sportdress zu den bunten Beach-Buggies der Swinging Sixties führte. Als der Karmann Ghia 1973 aus den Preislisten verschwand, war der Aufschrei in der Cabrio-Community beachtlich. Aber noch gab es den größten aller Käfer, den 1972 lancierten 1303 LS mit Panoramascheibe und Verdeck-Fenster zum Himmel, der nun wie ein Popstar gehypt wurde.
Chronik Volkswagen Cabriolets:
1936: VW-Käfer-Cabriolet wird bei Karmann in Osnabrück als Prototyp gebaut (Damals noch als sog. KdF-Wagen).
1938: Weltpremiere für das Serienmodell des Käfer, den Typ 38 als Limousine, Limousine mit Rolldach und Cabriolet. Bis 1943 werden bei Autenrieth etwa zwölf viersitzige Cabriolets gebaut
1946: Karmann erprobt einen Cabriolet-Prototypen des Käfer
1948: Volkswagen bestellt beim Karosseriewerk Hebmüller (Wuppertal, Werk in Wülfrath) 2.000 Cabriolets
1949: Karmann karossiert das viersitzige Cabriolet Typ 15, von dem VW eine Vorserie von 25 Einheiten bestellt. Darauf folgt eine Bestellung von 1.000 Serienexemplaren. Das 2+2-sitzige beim Karossier Hebmüller gebaute Cabriolet wird eingeführt und bis zur Insolvenz von Hebmüller wenige Jahre später in 696 Einheiten gebaut. Bis 1952 entstehen außerdem 482 viertürige Cabriolets als Offene Polizei Tourenwagen der Hersteller Papler (Köln), Hebmüller (Wülfrath) und Austro Tatra (Wien)
1950: Der Berliner Karossier Rometsch beginnt mit der Produktion von Käfer Cabriolets. Bis 1952 entstehen rund 500 Einheiten
1957: Auf der Frankfurter IAA feiert das VW Karmann Ghia Cabriolet Weltpremiere
1960: Als Prototyp entsteht bei Karmann ein Beachcar auf Käfer-Basis, der Jolly als Cabriolet ohne Türen und Faltdach
1961: Am 1. September Serienanlauf des größeren Karmann Ghia 1500 (Typ 34) im Designstil des amerikanischen Chevrolet Corvair. Weltpremiere auf der IAA. Dort wird der Typ 34 auch als Cabriolet gezeigt, das aber ein Einzelstück bleibt. Auf der Frankfurter IAA debütiert als bis dahin größter Volkswagen der Typ 3, eine Mittelklasse-Limousine für Käfer-Fahrer, die aufsteigen wollen. Nicht in Serie geht ein Cabriolet auf Basis des VW 1500
1964: Der amerikanische Dune-Buggy nutzt Kunststoffkarosserien auf VW-Käfer-Basis. In Deutschland baut Karmann von 1971 bis 1977 den VW-Buggy Karmann GF und den 1969 in Göttingen entwickelten AHS-IMP als Bausatz oder Fertigfahrzeug. Alle Motoren vom Käfer 1200 bis zum Käfer 1303 sind passend
1965: Bestes Karmann-Ghia-Produktionsjahr mit 5.326 Cabriolets. Leistungssteigerung auf 40 PS. Volkswagen führt das VW 1300 (Käfer) Cabriolet ein mit 29 kW/40 PS, ab 1966 das VW 1500 (Käfer) Cabriolet mit 32 kW/44 PS, ab 1970 das VW 1302 LS (Käfer) Cabriolet mit 37 kW/50 PS
1972: Im August erfolgt der Markstart des VW 1303 als Nachfolger des Typs 1302. Erkennungszeichen sind die gewölbte Panoramafrontscheibe und große Drei-Kammer-Rückleuchten, von Fans und Kritikern scherzhaft „Elefantenfüße“ genannt. Das 1303 LS Cabriolet ist nur mit der 1,6-Liter-Spitzenmotorisierung (50 PS) erhältlich
1973: Produktionseinstellung des Karmann Ghia Cabriolet
1979: Im März Weltpremiere des Golf Cabriolets auf dem Genfer Salon. Markteinführung im Juni. Produktion bei Karmann in Osnabrück. Im Juli Einstellung des Volkswagen 1303 LS Cabriolet für den deutschen Markt
1980: Am 10. Januar läuft das letzte Käfer Cabriolet bei Karmann in Osnabrück vom Band. Insgesamt wurden 331.847 Cabriolets produziert.
(Quelle: Die Welt)
Das hier angebotene späte 1302 LS Cabriolet aus dem Jahr 1972 ist eines der letztgebauten Exemplare vor der Einführung des Nachfolgern 1303.
Das Fahrzeug befindet sich in einem gepflegten, gut gewarteten Zustand und wird aus gesundheitlichen Gründen aus langjährigem Vorbesitz (über 15 Jahre) verkauft. Das Fahrzeug war zumindest in dieser Zeit ein Liebhaber-gepflegter Garagenwagen, der bei gutem Wetter bewegt wurde,
Die Details:
Volkswagen
1303 LS Cabriolet
Modelljahr 1972
Karosserie: Cabriolet (Karman)
Motor: Luftgekühlter Boxermotor
Hubraum: 1.584 ccm
Leistung: 37 kW/50 PS
Kilometerstand (abgelesen): 35.016
Garagenwagen
Deutsche Zulassung mit H-Kennzeichen
Viele Belege und Rechnungen
Verkauf im Kundenauftrag
Kaufpreis € 18.900,-
MwSt. nicht ausweisbar
Kultiges Käfer Cabrio im gepflegten Zustand